BASF-Bericht 2023

Energie und Klimaschutz

Als energieintensives Unternehmen übernehmen wir Verantwortung für den effizienten Umgang mit Energie, für den globalen Klimaschutz und bekennen uns zum Pariser Klimaschutzabkommen. Die Transformation von BASF in Richtung Klimaneutralität ist herausfordernd. Wir sind entschlossen, diesen Weg als Vorreiter emissionsarmer Chemie zu gehen.

Auf einen Blick

16,9 Mio. Tonnen

Scope-1- und Scope-2-Treibhausgasemissionen1

2,6 TWh

Strom aus erneuerbaren Energien

  • Ambitionierte Ziele zur Emissionsreduktion
    – Einheit „Net Zero Accelerator“ forciert Maßnahmen
  • Neues Scope-3.1-Ziel 3 zur Emissionsreduktion aus Rohstoffbezug
    – „Supplier-CO2-Management-Programm“ für Lieferanten
  • Transparenz durch CO2-Bilanz und Product Carbon Footprint

Strategie und Governance

Unsere Produkte und Lösungen tragen in vielen Bereichen dazu bei, Treibhaus­gasemissionen zu verringern. Gleichzeitig arbeiten wir daran, unsere CO2-Emissionen 2 entlang der Wertschöpfungskette deutlich zu reduzieren. Daraus ergeben sich Chancen für unsere Geschäftstätigkeit: Durch unsere Transformation in Richtung Klimaneutralität können wir unseren Kunden vermehrt Produkte mit reduziertem Product Carbon Footprint (PCF) anbieten. Emissionen aus unserer Produktion, unserem Energiebezug und unserer vor- und nachgelagerten Wertschöpfungskette wirken sich dagegen negativ auf das Klima aus. Klimaschutz ist uns daher ein zentrales Anliegen und wichtiger Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Klimaszenarien fließen in die Strategien unserer Geschäftseinheiten ein. Mögliche kurz- und langfristige Chancen und Risiken, die sich aus den Themen Energie und Klimaschutz für unsere Geschäftstätigkeit ergeben, analysieren wir kontinuierlich in unserem Chancen- und Risiko­management.

Wir verfolgen ambitionierte Ziele zum Klimaschutz. Neben den Zielen zur Reduzierung unserer Emissionen aus Produktion (Scope 1) 1 und Energieeinkauf (Scope 2) 1 haben wir uns im Berichtsjahr ein Reduktionsziel für unsere spezifischen rohstoffbezogenen Emissionen (Scope 3.1) 3 gesetzt (siehe Abschnitt „Globale Ziele“). Auf Basis einer erhöhten Transparenz und Datenverfügbarkeit können wir unsere vorgelagerten Emissionen, die den Großteil unserer Gesamtemissionen entlang der Wertschöpfungskette ausmachen, zukünftig gezielter steuern. Unser langfristiges Ziel, bis 2050 Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen, haben wir aus­geweitet und streben dieses Ziel neben Scope 1 und 2 auch für Scope 3.1 an (siehe unten).

Ziele 2030

–25 %

Reduktion unserer absoluten Scope-1- und -2-Treibhausgas­emissionen 1 gegenüber 2018

–15 %

Reduktion unserer spezifischen Scope-3.1-Treibhausgas­emissionen 3 gegenüber 2022

Ziel 2050

Netto-Null

Treibhausgasemissionen bis 2050 (Scope 1, 2 1 und 3.1)

Zur Verringerung unserer Treibhausgasemissionen und unseres Bedarfs an fossilen Rohstoffen setzen wir schwerpunktmäßig auf folgende Maßnahmen:

  • Erneuerbare Energien: Wir decken unseren Strombedarf zu­nehmend aus erneuerbaren Quellen (siehe Abschnitt „Energiever­sorgung“).
  • CO2-Vermeidung: Wir ergreifen gezielt Maßnahmen zur Vermeidung von CO2-Emissionen. Diese beinhalten eine emissionsärmere Dampferzeugung (siehe Abschnitt „Energiever­sorgung“), die Entwicklung neuer Technologien (siehe Abschnitt „Klimafreund­liche Technologien“) und kontinuierliche Maßnahmen im Bereich Operational Excellence (siehe Abschnitt „Energieeffizienz“).
  • Zirkularität: Wir setzen vermehrt nachwachsende und recycelte Rohstoffe sowie Rohstoffe auf Basis der Nutzung von CO2 ein, um von einer linearen Wertschöpfung hin zu geschlossenen Stoffkreisläufen zu gelangen (siehe Kapitel „Rohstoffe“).

Externe Kompensationsmaßnahmen für unsere Scope–1- und Scope–2-Emissionen 1 ziehen wir mittelfristig nur zur Überbrückung in Betracht, falls unsere Aktivitäten nicht den gewünschten Beitrag zur Emissionsreduktion leisten. Maßnahmen zur Erreichung unseres Scope–3.1-Ziels 3 bündeln wir primär in einkaufsspezifischen Maßnahmen (siehe unten).

Durch Anpassungen unserer organisatorischen Strukturen haben wir die Voraussetzungen geschaffen, um unsere Klimaschutzziele und die darauf einzahlenden Maßnahmen fokussiert und zügig umzusetzen: Die Corporate-Center-Einheit „Environmental Protection, Health, Safety and Quality“ (EHSQ), die an den Vorstand berichtet, entwickelt gruppenweit gültige Richtlinien und Vorgaben zur Erfassung von Emissions- und Energiedaten sowie zum Energiemanagement. Im Rahmen regelmäßiger Audits überprüft sie die Umsetzung und Einhaltung der internen Richtlinien sowie gesetzlicher Vorgaben durch unsere Standorte und Gruppengesellschaften. Die Einheit „Corporate Strategy & Sustainability“ entwickelt die Klimaziele der BASF-Gruppe sowie strategische Hebel zur Zielerreichung. Treibende Kraft in der Umsetzung ist die Einheit „Net Zero Accelerator“, die sich auf bereits laufende und neue bereichsübergreifende Projekte zur Emissionsreduktion fokussiert. Die Einheit „Global Procurement“ verantwortet im Zusammenspiel mit „Corporate Development“ die Einkaufsprozesse und Beschaffungsrichtlinien im Hinblick auf unsere rohstoffbezogenen Ziele. „Global Procurement“ berichtet an den Finanz­vorstand, die Einheiten „Corporate Sustain­ability“ und „Net Zero Accelerator“ an den Vorstandsvorsitzenden. Hierdurch schaffen wir die Grundlagen, um klimaschutzrelevante Aspekte in strategische Entscheidungsprozesse wie Investitionen und Akquisitionen sowie in die Kerngeschäftstätigkeiten zu integrieren. Die gruppenweiten Scope–1- und Scope–2-Emissionen haben wir zudem bereits seit 2020 als bedeutsamsten nichtfinanziellen Leistungs­indikator in den Steuerungs- und Vergütungssystemen der BASF-Gruppe verankert und ihnen damit noch mehr Gewicht gegeben.

Durch die Reduktion unserer eigenen und in der Wertschöpfungs­kette vorgelagerten CO2-Emissionen tragen wir zur Erreichung der Klimaschutzziele unserer Kunden bei. Um die Transparenz zu erhöhen und CO2-Minderungsmaßnahmen gezielt dort umzu­setzen, wo sie den höchsten Mehrwert bringen, ermitteln wir fort­laufend den CO2-Fußabdruck für rund 45.000 Verkaufsprodukte (siehe Abschnitt „CO2-Fußabdruck unserer Produkte“). Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden Lösungen an, die zur Vermeidung von Treibhaus­gasemissionen sowie zur Steigerung von Energie- und Ressour­ceneffizienz beitragen.

Wir verpflichten uns dazu, transparent über unsere Klimaschutzziele und Fortschritte sowie über die Auswirkungen des Klimawandels auf BASF zu berichten. In diesem Zuge unterstützen wir die Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). In einer Indextabelle stellen wir seit 2019 in unserem Unternehmensbericht dar, welche Kapitel und Unterkapitel TCFD-relevante Themen enthalten. Bereits seit 2004 nehmen wir darüber hinaus am Programm zur Berichterstattung klimaschutz­relevanter Daten der internationalen Non-Profit-Organisation CDP teil. In der CDP-Bewertung zum Klimaschutz erreichte BASF im Jahr 2023 die Note A– und somit erneut Leader­ship-Status. Unternehmen auf Leader­ship-Niveau zeichnen sich unter anderem durch Vollständigkeit und Transparenz in der Berichterstattung aus.

Für einen effektiven Klimaschutz braucht es das Zusammenspiel aller gesellschaftlichen Akteure. Daher unterstützen wir auf nationaler und internationaler Ebene zahlreiche Initiativen und bringen uns in Partnerschaften ein. So waren wir in intensivem Dialog mit der „Science-based targets“-Initiative (SBTi), die wissenschaftsbasierte Klimaschutzziele für den Chemiesektor ausarbeitet.

1 Ohne den Verkauf von Energie an Dritte, Treibhausgase gemäß Greenhouse Gas Protocol, in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet

2 Der Begriff „CO2-Emissionen“ umfasst alle Treibhausgase gemäß Greenhouse Gas Protocol und wird synonym zu „Treibhausgasemissionen“ verwendet.

3 Scope 3.1, Rohstoffe ohne Batteriematerialien, ausgenommen Services und technische Güter. Ausgenommen Treibhausgasemissionen aus BASF-Trading-Aktivitäten. Zukünftige Anpassung der Basislinie analog TfS-Guideline unter anderem nach Verfügbarkeit weiterer Primärdaten möglich

Entwicklung der Treibhausgasemissionen der BASF-Gruppe (Scope 1 und 2) 4

Millionen Tonnen CO2-Äquivalente

Entwicklung der Treibhausgasemissionen der BASF-Gruppe (Scope 1 und 2) (Grafik)

Globale Ziele

Ausgehend vom Basisjahr 2018 wollen wir die Treibhausgas­­­­­emissionen unserer Produktion (Scope 1) und unseres Energie­einkaufs (Scope 2) bis 2030 um 25 % senken. 4 Trotz unserer Wachstumspläne und der Errichtung eines neuen Verbundstandorts in Südchina streben wir damit eine Verringerung der Treibhausgas­emissionen von 21,9 Millionen Tonnen auf 16,4 Millionen Tonnen an. Verglichen mit dem Jahr 1990 entspricht dies einem Rückgang um rund 60 %. Unser lang­fristiges Ziel sind Netto-Null-Treibhausgas­emissionen bis 2050. 4

Im Jahr 2023 betrugen die Emissionen aus Produktion und Energieeinkauf 4 der BASF-Gruppe 16,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (2022: 18,4). Der über das Jahr anhaltende Nach­fragerückgang im Vergleich zum Vorjahr infolge einer schwachen Konjunktur hat im Jahr 2023 zu anhaltend niedrigen Produktions­mengen und damit geringeren Emissionen geführt. Der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen konnte im Vergleich zum Vorjahr auf 20 % erhöht werden und zusammen mit Maßnahmen zur Erhöhung der Energie- und Pro­zesseffizienz einen relevanten emissionsmindernden Beitrag leisten.

4 Scope 1 und Scope 2 (ohne den Verkauf von Energie an Dritte). Das Ziel umfasst Treibhausgase gemäß Greenhouse Gas Protocol, die in CO2-Äquivalente (CO2e) umgerechnet werden.

Im Berichtsjahr haben wir uns zudem ein ambitioniertes Scope-3.1-Ziel 5 für unsere spezifischen rohstoffbezogenen Emissionen gesetzt. Bis 2030 wollen wir diese bezogen auf das Einkaufsvolumen ausgehend vom Basisjahr 2022 spezifisch um 15 % senken. Davon ausgenommen sind zunächst rohstoffbezogene Emissionen von Batteriematerialien, deren Geschäft wir in den nächsten Jahren weiter ausbauen wollen. Batteriematerialien leisten einen signifikanten Beitrag zur Verminderung von CO2-Emissionen und ermöglichen dadurch die Transfor­mation des Verkehrssektors. Benötigte mineralische Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt können in absehbarer Zeit nicht durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden. Dementsprechend sind damit verbundene Emissionen kurzfristig für uns nicht signifikant reduzierbar. Sobald kreislauffähige Lösungen mit dem Anstieg an verfügbaren Altbatterien zum Tragen kommen, werden wir diese Rohstoffe in unsere Zieldefinition einbeziehen (mehr zu unseren Aktivitäten im Bereich Batterierecycling).

Im Jahr 2023 betrugen die spezifischen Scope-3.1-Emissionen 5 1,61 Kilogramm CO2 je Kilogramm eingekauftem Rohstoff (2022: 1,58 6). Die Zunahme ist auf den Produktionsrückgang und den damit verbundenen reduzierten Rohstoffeinsatz in Europa zurückzuführen.

Langfristig streben wir an, die Scope-3.1-Emissionen bis 2050 auf ein unvermeidbares Minimum zu reduzieren, und weiten somit unser langfristiges Netto-Null-Ziel auf diese Treibhausgas­emissionen aus. Trotz all unserer Anstrengungen wird es 2050 einen Restanteil an Emissionen geben, der sich nicht mit technischen und wirtschaftlichen Ansätzen vermeiden lässt. Diese Emissionen müssen mit Maßnahmen außerhalb unserer Wertschöpfungsketten ausgeglichen werden. Eine Option ist die Bindung von CO2 in landwirtschaftlichen Böden (Carbon Farming).

Entwicklung der Treibhausgasemissionen der BASF-Gruppe (Scope 3.1)

Entwicklung der Treibhausgasemissionen der BASF-Gruppe (Scope 3.1) (Grafik)

Energieversorgung

Unser Gesamtenergieverbrauch betrug im Jahr 2023 50,1 Millionen MWh (2022: 52,9) und lag, bedingt durch das geringere Produktionsniveau, leicht unterhalb des Niveaus des Vorjahreswertes. Im Gesamtenergieverbrauch enthalten sind der Brennstoffbedarf für eigene zentrale Strom- und Dampferzeugungsanlagen, der Primär­energiebedarf in unseren Prozessanlagen sowie der Netto-Strom- und Dampfimport.

Zur Eigenerzeugung von Strom und Dampf nutzen wir über­wiegend Erdgas (78,8 %) und Ersatzbrennstoffe (17,8 %). Bei Letzteren handelt es sich um Rückstände aus chemischen Produktions­anlagen, die nicht stofflich im BASF-Verbund genutzt werden können. Mit Gas- und Dampfturbinen in eigenen hocheffizienten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen haben wir im Jahr 2023 51 % unseres Strombedarfs gedeckt. Die kombinierte Strom- und Dampferzeugung verringert den CO2-Fußabdruck unserer Energieerzeugung und sorgt für eine möglichst effiziente Nutzung der eingesetzten Brennstoffe: So haben wir im Jahr 2023 gegenüber der separaten Strom- und Dampferzeugung 10,8 Millionen MWh an fossilen Brennstoffen eingespart und 2,2 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermieden. 7 Für eine möglichst hohe Energieausbeute bei möglichst geringen Treibhausgasemissionen optimieren wir unsere Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen kontinuierlich. Der eigenerzeugte Strom in der BASF-Gruppe wies 2023 einen CO2-Fußabdruck von rund 0,26 Tonnen CO2/MWh Strom auf und lag an den meisten BASF-Standorten unterhalb des jeweiligen nationalen Netzfaktors.

Von großer Bedeutung für die CO2-optimierte Energieversorgung unserer Standorte ist zudem das Verbundsystem. Es hilft uns, Synergien zu realisieren und Wertschöpfungsketten ressourcen­effizient zu steuern. So dient etwa die bei der Produktion ent­stehende Wärme eines Betriebs anderen Betrieben als Energie. 2023 haben wir durch den Verbund rund 17,3 Millionen MWh ein­gespart. Dies entspricht einer Umweltentlastung von 3,5 Millionen Tonnen CO2. 7 Durch die kombinierte Strom- und Dampferzeugung sowie den kontinuierlich optimierten Energieverbund konnten wir 2023 somit in Summe 5,7 Millionen Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Wir werden weiterhin in den Aufbau und die Weiterentwicklung von Verbundstrukturen investieren und die Konsolidierung der Produk­tion an hocheffizienten Standorten vorantreiben.

5 Scope 3.1, Rohstoffe ohne Batteriematerialien, ausgenommen Services und technische Güter, ausgenommen Treibhausgasemissionen aus BASF-Trading-Aktivitäten. Zukünftige Anpassung der Basislinie analog TfS-Guideline unter anderem nach Verfügbarkeit weiterer Primärdaten möglich.

6 Der Wert fur das Jahr 2022 wurde aufgrund erhöhter Datenverfügbarkeit angepasst.

7 Rechenbasis: Stromumwandlungswirkungsgrade konventioneller Kraftwerke 45 %, Dampferzeugungswirkungsgrad 90 %

Ein zentraler Baustein zur Reduktion unserer Treibhausgasemis­sionen ist die schrittweise Umstellung der Energieversorgung von fossilen Quellen auf erneuerbare Energien. Dies betrifft insbesondere unsere Versorgung mit Strom. Im Jahr 2023 ist der Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen am Gesamtstromverbrauch mit 20 % im Vergleich zum Vorjahr angestiegen (2022: 17 % 8). Durch die geplante schrittweise Elektrifizierung unserer Dampf­erzeugung und den Umstieg von gasbasierten auf strombasierte, CO2-arme Produktionsverfahren, beispielsweise in unseren Steamcrackern (siehe unten), wird unser Strombedarf in den kommenden Jahren signifikant steigen. Wir streben dennoch an, bis 2030 mehr als 60 % unseres Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.

Bei der Transformation unserer Stromversorgung verfolgen wir einen „Make & Buy“-Ansatz. Zum einen investiert BASF in eigene Erzeugungsanlagen für Grünstrom, zum anderen setzen wir auf den Zukauf von Grünstrom am Markt. Je nach Region und Markt­regulierung werden hierfür langfristige Lieferverträge mit Anlagen­betreibern, Grünstromverträge oder Grünstromzertifikate genutzt. Zentrales Einkaufskriterium sind die Wirtschaftlichkeit und Zusätzlichkeit: Der Strombezug erfolgt primär aus neuen Erzeugungsanlagen für erneuerbare Energien.

Im Jahr 2023 haben wir die Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien erfolgreich vorangetrieben. Der Offshore-Windpark Hollandse Kust Zuid, ein Gemeinschaftsprojekt mit Vattenfall und Allianz, wurde im Herbst 2023 offiziell eingeweiht und soll 2024 voll betriebsbereit sein. Mit 139 Turbinen und einer Leistung von 1,5 Gigawatt ist er einer der größten Offshore-Windparks der Welt. In einem weiteren Projekt haben wir mit Vattenfall eine Absichts­erklärung für eine Beteiligung an den Offshore-Windparks Nordlicht 1 und 2 unterzeichnet. Angedacht ist ein Verkauf von 49 % der Anteile an BASF. Geplanter Baubeginn ist 2026, vorbehaltlich der im Jahr 2025 erwarteten finalen Investitionsentscheidung. Der Windpark mit einer Gesamtkapazität von 1,6 Gigawatt soll 2028 vollständig betriebsfähig sein. Wir planen, knapp die Hälfte des Stroms für die Versorgung unserer Produktionsstandorte in Europa, insbesondere in Ludwigshafen, einzusetzen. Um unseren im Bau befindlichen Verbundstandort Zhanjiang in Südchina zukünftig vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen versorgen zu können, haben wir gemeinsam mit Mingyang ein Joint Venture für einen Offshore-Windpark in Südchina gegründet, das Entwicklung, Bau und Betrieb umfasst. Der geplante Windpark in Zhanjiang in der Provinz Guangdong soll über eine Kapazität von 500 Megawatt verfügen und vorbehaltlich Genehmigung im Jahr 2025 in Betrieb gehen. Zudem haben wir unseren langfristigen Liefervertrag mit der State Power Investment Corporation (SPIC) erweitert und eine Versorgung mit jährlich 1.000 Gigawattstunden Grünstrom ab 2025 gesichert. Auch an weiteren asiatischen Standorten konnten wir im Jahr 2023 langfristige Energielieferverträge für Strom aus erneuerbaren Quellen abschließen, etwa am Verbundstandort Nanjing/China und für unsere Standorte in Korea. In Nordamerika konnten wir uns im Jahr 2022 über virtuelle Stromabnahmeverträge Erzeugungskapazitäten von rund 250 Megawatt aus Solarenergie sichern. Weitere langfristige Lieferverträge bestehen mit X-ELIO über eine Kapazität von 48 Megawatt Solarstrom zur Versorgung des Standorts Freeport/Texas sowie mit EDF Energy Services über 35 Megawatt Windenergie für die Standorte Freeport und Pasadena/Texas. In einigen Regionen haben wir zudem Grünstromzertifikate erworben. Diese temporären Maßnahmen sollen schrittweise durch eigene Erzeugungsanlagen beziehungsweise lang­fristige Lieferverträge abgelöst werden.

Der CO2-Fußabdruck für zugekauften Strom lag 2023 bei rund 0,22 Tonnen CO2/MWh (marktbasierter Ansatz) und damit leicht unter Vorjahresniveau (2022: 0,23 8).

Im Jahr 2023 haben wir an unserem Standort Schwarzheide einen stationären Langzeitspeicher auf Natrium-Schwefel-Basis (NAS®) errichtet, der die Stromversorgung einzelner Anlagen über den werkseigenen Solarpark unterstützt. Zusammen mit NGK Insulators Ltd. vermarktet die BASF Stationary Energy Storage GmbH NAS-Batterien und entwickelt diese weiter.

Neben Strom ist die Produktion von Dampf ein wichtiger Baustein unserer Energieversorgung. Hier sollen neue Technologien künftig einen signifikanten Beitrag zur CO2-Minderung leisten, etwa durch Energierückgewinnung aus der Abwärme unserer Produktions- und Infrastrukturanlagen. In diesem Zusammenhang prüfen wir verschiedene Konzepte wie den Einsatz elektrischer Wärmepumpen und E-Heizkessel sowie die Elektrifizierung von Dampfantrieben.

8 Der Vergleichswert fur das Jahr 2022 wurde aufgrund von Datenaktualisierungen angepasst.

Energieversorgung der BASF-Gruppe 2023 – Stromversorgung a

Energieversorgung der BASF-Gruppe 2023 - Stromversorgung (Tortendiagramm)
a Umrechnungsfaktor: 0,75 MWh/t Dampf

Energieversorgung der BASF-Gruppe 2023 – Dampfversorgung

Energieversorgung der BASF-Gruppe 2023 - Dampfversorgung (Tortendiagramm)
a Umrechnungsfaktor: 0,75 MWh/t Dampf

In den zentralen Strom- und Dampferzeugungsanlagen der BASF-Gruppe eingesetzte fossile Brennstoffe und Restbrennstoffe

78,8 %

Erdgas
25,3 Mio. MWh

0,9 %

Heizöl
0,3 Mio. MWh

2,5 %

Kohle
0,8 Mio. MWh

17,8 %

Ersatzbrennstoffe
5,7 Mio. MWh

Insgesamt:

32,1 Mio. MWh

Gut zu wissen

Steuerung unserer Emissionen in der Wertschöpfungskette

Die Senkung der Scope-3-Emissionen stellt uns vor besondere Herausforderungen, da diese nur in Teilen in unserer eigenen unmittelbaren Einflusssphäre liegen und durch eine Vielzahl externer Faktoren beeinflusst werden. In den vergangenen Jahren konnten wir die Datenverfügbarkeit und damit die Transparenz über unsere Scope–3.1-Emissionen deutlich erhöhen. Durch unser neues Ziel und dezidierte Maßnahmen wollen wir die vorgelagerten Emissionen zukünftig gezielter steuern.

Um Transparenz bezüglich dieser Emissionen zu erlangen, haben wir im Jahr 2021 das „Supplier-CO2-Management-Programm“ gestartet. Ziel ist es, eine genauere Datengrundlage zu erhalten und Emissionen in der Lieferkette besser steuern und verringern zu können. Im ersten Schritt erfragen wir seither die Product Carbon Footprints (PCFs) unserer Rohstoffe und unterstützen unsere Lieferanten bei der Ermittlung, indem wir beispielsweise unser Wissen über Bewertungs- und Berechnungs­methoden mit ihnen teilen. Seit Start des Programms haben wir mehr als 1.600 Lieferanten angefragt, die rund 70 % unserer rohstoff­bezogenen Treibhausgasemissionen abdecken. Nach rund zwei Jahren liegen uns mehr als 800 validierte Product Carbon Footprints unserer Rohstoffe vor. Im zweiten Schritt werden wir nun zusammen mit unseren Lieferanten an Lösungen arbeiten, um produktbezogene Emissionen zu senken.

Dafür bauen wir in unserer Einkaufsorganisation ein Expertenteam auf, das von fachübergreifenden Experten aus den Unternehmens­bereichen und der Einheit „Net Zero Accelerator“ unterstützt wird.

Darüber hinaus entwickeln wir unsere Einkaufsprozesse weiter und verankern den Product Carbon Footprint als relevantes Kriterium für unsere Rohstoffe in den Beschaffungsrichtlinien.

Neben der Reduktion unserer rohstoffbezogenen Emissionen (Scope 3.1) ergreifen wir gezielt Maßnahmen, um die Scope-3-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren. Um etwa die Emissionen aus der Nutzung verkaufter Produkte (Scope 3.11) zu verringern, setzen wir auf Produktanpassungen: So kann mittlerweile in der nachgelagerten Wertschöpfungskette auf klimaschädliche Treibmittel zum Aufschäumen von Polyurethanschäumen weitestgehend verzichtet werden. Emissionen, die im Rahmen der Entsorgung unserer Produkte (Scope 3.12) anfallen, wollen wir ebenfalls reduzieren. Dies ist zum Beispiel möglich durch den verstärkten Einsatz nachwachsender Rohstoffe oder zirkulärer Lösungen. Beides sorgt dafür, dass immer weniger CO2 entlang des Lebenszyklus unserer Produkte das Klima belastet.

Klimafreundliche Technologien

Zur weiteren CO2-Vermeidung entwickeln wir zudem grundlegend neue Technologien für eine CO2-freie und CO2-arme Produktion. Sie werden große Mengen an Strom aus erneuerbaren Quellen benötigen, um ihr Potenzial voll nutzen zu können. Im Fokus stehen dabei vor allem Basischemikalien, deren Herstellung häufig noch emissionsintensiv ist. Dies gilt etwa für Steamcracker, die unter hohem Energieaufwand Rohbenzin in Olefine und Aromaten aufspalten. Hier haben wir im Jahr 2023 mit dem Bau einer Demonstrationsanlage für elektrisch beheizte Steamcrackeröfen entscheidende Fortschritte erzielt (siehe unten). Ein weiterer wichtiger Grundstoff der chemischen Industrie ist Wasserstoff, den wir bislang hauptsächlich als Rohstoff nutzen. Ein gängiges, aber emissionsintensives Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff ist die Dampfreformation. Mit der Methanpyrolyse erproben wir in Ludwigshafen bereits ein Alternativverfahren, das beim Einsatz erneuerbarer Energien nahezu CO2-frei ist und im Vergleich zu anderen Verfahren, wie etwa der Wasserelektrolyse, einen deutlich niedrigeren Strombedarf aufweist. In der im Jahr 2021 in Betrieb genommenen Pilotanlage haben wir ein neues Reaktorkonzept erfolgreich getestet und damit eine erste wichtige technische Hürde für die weitere Skalierung genommen. Zudem haben wir mit Siemens Energy 2023 in Ludwigshafen den Bau eines PEM-Wasserelektrolyseurs 9 (Proton Exchange Membrane) mit einer Leistung von 54 Megawatt begonnen. Betrieben mit Strom aus erneuerbaren Energien, soll die 2025 in Betrieb gehende Anlage bis zu 8.000 Tonnen CO2-freien Wasserstoff erzeugen und damit die Treibhausgasemissionen am Standort um jährlich bis zu 72.000 Tonnen senken. Den produzierten Wasserstoff wird BASF überwiegend als Rohstoff zur Herstellung von Produkten mit reduziertem CO2-Fußabdruck einsetzen. Darüber hinaus erwarten wir für die Zukunft neue Wasserstoffanwendungen, wie etwa die energetische Nutzung, und damit einen tendenziell steigenden Wasserstoffbedarf. Der Zugang zu großen Mengen an emissionsarmem oder -freiem Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen gewinnt daher zunehmend an Bedeutung für BASF.

Ein weiteres Augenmerk unserer Technologieentwicklung gilt der Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS). So beteiligen wir uns an einem industriellen CCS-Projekt am Standort Antwerpen („Kairos@C“) als erste Phase des „Antwerp@C“-Vorhabens, mit dem BASF produktionsbedingte Emissionen von bis zu 1 Million Tonnen CO2 pro Jahr in die Atmosphäre vermeiden könnte. In den USA evaluieren wir gemeinsam mit Yara die Entwicklung und den Bau einer World-Scale-Produktionsanlage für CO2- reduziertes blaues Ammoniak mittels Abscheidung und Speich­erung von Kohlendioxid. Rund 95 % des während des Produktionsprozesses anfallenden CO2 sollen abgeschieden und dauerhaft im Boden gespeichert werden.

9 Das Projekt wird durch das BMWK und das Land Rheinland-Pfalz finanziell gefördert.

Fallbeispiel

Elektrifizierung unserer Steamcracker

Viele Alltagsprodukte würde es ohne Steamcracker nicht geben. In diesen wird Rohbenzin in Olefine und Aromaten aufgespalten – beides wichtige Stoffgruppen für zahlreiche chemische Wertschöpfungsketten. Für die Spaltreaktion braucht es hohe Temperaturen von rund 850 Grad Celsius, die bislang durch die Verbrennung von Erdgas erreicht werden.

Mit einem Beheizungskonzept, das Strom aus erneuerbaren Quellen nutzt, könnten künftig mindestens 90 % der prozess­bezogenen Emissionen vermieden werden. Die Machbarkeit dieses neuen Verfahrens sowie direkte und indirekte Heizkonzepte wollen wir in einer Demonstrationsanlage gemeinsam mit unseren Partnern SABIC und Linde testen 10. Die Anlage wurde Anfang 2024 in Ludwigshafen fertiggestellt und wird seitdem schrittweise in Betrieb genommen. Der Prototyp ist vollständig in einen der beiden bestehenden Steamcracker am Standort integriert.

10 Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Programms „Dekarbonisierung in der Industrie“ mit 14,8 Millionen € gefördert. Zudem wird das Vorhaben durch die Europäische Union über den Fonds „NextGenerationEU“ finanziert.

Energieeffizienz und spezifische Treibhausgasemissionen

Der Energieeinsatz und die Höhe der Treibhausgasemissionen sind eng verknüpft mit der Auslastung unserer Anlagen sowie dem Produktionsportfolio. Im Jahr 2023 betrugen die spezifischen Treibhausgasemissionen 0,584 Tonnen CO2-Äquivalente je Tonne Verkaufsprodukt 11 und sind im Vorjahresvergleich um 1,2 % gestiegen (2022: 0,577). Dies ist im Wesentlichen auf eine anhaltend niedrigere und ungleichmäßigere Auslastung unserer Anlagen zurückzuführen, die eine Verschlechterung der Anlageneffizienz zur Folge hatte. Im Gegenzug wirkte sich der Einsatz von Strom aus erneuerbaren Quellen positiv auf die spezifischen Treibhausgas­emissionen aus.

Insgesamt konnten wir unsere Treibhausgasemissionen im BASF-Geschäft seit 1990 um 57,8 % und spezifisch, das heißt bezogen auf die Tonne Verkaufsprodukt, sogar um 74,5 % reduzieren.

Durch Projekte im Bereich Operational Excellence wollen wir unsere Anlagen noch effizienter betreiben, unsere Prozesse noch ressourcen­schonender gestalten und dadurch CO2-Emissionen vermeiden. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang zertifizierte Energie­managementsysteme nach DIN EN ISO 50001 an allen relevanten Produktionsstandorten 12. Sie helfen uns, weitere Verbesserungsmöglichkeiten bei der Energieeffizienz zu identifizieren und umzu­setzen. Dies reduziert nicht nur Treibhaus­gasemissionen und spart wertvolle Energieressourcen ein, sondern erhöht zugleich unsere Wettbewerbsfähigkeit. Im Jahr 2023 ver­fügten weltweit 78 Produktionsstandorte über zertifizierte Energiemanagementsysteme. Damit decken wir rund 89 % unseres Primär­energiebedarfs ab.

Eine globale Arbeitsgruppe unterstützt die Standorte und Gruppengesellschaften bei der dauerhaften Umsetzung der zertifizierten Energiemanagementsysteme. Alle Energieeffizienzmaßnahmen werden in einer globalen Datenbank erfasst, analysiert und den BASF-Standorten als Erfolgsbeispiele zugänglich gemacht.

Im Jahr 2023 haben wir mehr als 500 Maßnahmen zur Reduzierung des Energie- und Rohstoffverbrauchs sowie zur Erhöhung unserer Wettbewerbsfähigkeit umgesetzt. In unserem Steamcracker in Ludwigshafen konnten wir etwa durch Einführung eines digitalen Tools zur Energieoptimierung die Energieverbräuche gezielter über­wachen und analysieren und dadurch den Betrieb der Rohgasverdichtung und der Spaltöfen weiter energetisch optimieren. Hiermit können wir mehr als 15.000 Tonnen CO2 pro Jahr vermeiden. In einer Anlage in Freeport/Texas steigerte eine optimierte Steuerung die Prozess­effizienz bei gleichzeitig reduziertem Strombedarf der Kompressoren. Dies führte zu einer Reduzierung von jährlich mehr als 6.000 Tonnen CO2. In Caojing/China können wir jährlich mehr als 25.000 Tonnen CO2 vermeiden, indem wir Reaktions­wärme durch Prozessanpassungen und die Integration einer Absorptionswärmepumpe für die Dampferzeugung nutzbar machen.

11 Die Verkaufsproduktmenge beinhaltet Verkäufe zwischen BASF-Gruppengesellschaften. Handelsprodukte werden nicht berücksichtigt.

12 Die Auswahl der relevanten Standorte ist bestimmt durch die Höhe des Primärenergiebedarfs und der lokalen Energiepreise.

CO2-Bilanz

BASF veröffentlicht bereits seit 2008 jährlich eine umfassende CO2-Bilanz. Darin berichten wir alle Emissionen entlang der Wertschöpfungskette – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis hin zur Entsorgung. Wir arbeiten sowohl in unserer eigenen Produktion als auch entlang der Wertschöpfungskette gemeinsam mit unseren Partnern kontinuierlich daran, die Treibhausgasemis­sionen zu reduzieren (siehe Abschnitt „Strategie und Governance“).

Weitere Kennzahlen zu Energie und Klimaschutz im BASF-Geschäft

 

2023

2022

2018 (Basisjahr)

Spezifische Treibhausgasemissionen a (Tonnen CO2-Äquivalente / Tonne Verkaufsprodukt b)

0,584

0,577

0,577

Primärenergiebedarf c (Millionen MWh)

49,917

54,206

60,586

Energieeffizienz (Kilogramm Verkaufsprodukt b / MWh)

580

589

626

a

Scope 1 und Scope 2 (marktbasiert) nach Greenhouse-Gas-Protocol-Standard ohne Berücksichtigung von Emissionen aus der Erzeugung von Strom und Dampf für den Verkauf an Dritte

b

Die Verkaufsproduktmenge beinhaltet Verkäufe zwischen BASF-Gruppengesellschaften, Handelsprodukte werden nicht berücksichtigt.

c

Eingesetzte Primärenergie in Anlagen von BASF sowie in Anlagen unserer Energieversorger zur Deckung des Energiebedarfs der Produktionsprozesse. Der Bezug von erneuerbarem Strom wird dabei mit 100 % Primärenergieumwandlungswirkungsgrad berücksichtigt.

Im Jahr 2023 betrugen unsere Treibhausgasemissionen nach Greenhouse Gas Protocol unter Berücksichtigung von Scope 1 und Scope 2 13 17,851 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (2022: 19,149 14). Davon entfielen 87 % auf Scope 1 (2022: 87 % 14) und 13 % auf Scope 2 (2022: 13 % 14). Kohlendioxid machte mit einem Anteil von 98 % (2022: 98 %) den Großteil der Emissionen aus.

Die Berechnung der Scope-3-Emissionen, die vor und nach unserer Geschäftstätigkeit in der Wertschöpfungskette ent­stehen, folgt dem Corporate Value Chain (Scope 3) Accounting and Reporting Standard gemäß Greenhouse Gas Protocol und der WBCSD Guidance for Accounting and Reporting Corporate GHG Emissions in the Chemical Sector Value Chain (WBCSD Chemicals). Für das Jahr 2023 haben wir Scope–3-Emissionen von rund 85 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten ermittelt (2022: 94 14). 15 Bedingt durch das geringere Produktionsvolumen kam es 2023 zu einer weiteren Reduktion der Gesamtemissionen entlang der BASF-Wertschöpfungskette.

Der größte Emissionsbeitrag entlang der Wertschöpfungskette im Jahr 2023 lag in der Kategorie 3.1 (bezogene Rohstoffe und technische Güter sowie Services) mit 47 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (2022: 53 14). Für die Berechnung dieser vor­gelagerten Treibhausgasemissionen verwenden wir sowohl Primärdaten unserer Lieferanten aus dem „Supplier-CO2-Management-Programm“ (siehe Box „Steuerung unserer Emissionen in der Wertschöpfungskette“) als auch industrielle Durchschnittswerte und Werte aus externen Datenbanken 16. Unsere Emissionen aus der Nutzung verkaufter Produkte (Scope 3.11) konnten wir seit 2018 17 um rund 75 % reduzieren. Neben den rohstoffbedingten Emissionen macht die Entsorgung unserer Produkte (Scope 3.12) mit rund 24 Millionen Tonnen CO2-Äqivalenten (2022: 26) den zweitgrößten Anteil unserer Scope–3-Emissionen aus.

Scope-3-Emissionen entlang der BASF-Wertschöpfungskette im Jahr 2023 a

Millionen Tonnen CO2-Äquivalente

Scope-3-Emissionen entlang der BASF-Wertschöpfungskette im Jahr 2023 (Grafik)
a Nach Greenhouse-Gas-Protocol-Standard; Scope 1, 2 und 3; Angaben in Klammern zeigen berichtete Kategorien innerhalb Scope 3 auf. Scope-3-Emissionen der Kategorie 10 („Processing of sold products“) werden nach Chemiesektorstandard nicht berichtet. In der Kategorie Kunden (Scope 3.11) werden nur die „direct use phase emissions“ berichtet. Ausgenommen Treibhausgasemissionen aus BASF-Trading-Aktivitäten.

13 Marktbasierter Ansatz, inklusive Verkauf von Energie an Dritte

14 Der Vergleichswert für das Jahr 2022 wurde aufgrund von Datenaktualisierungen angepasst.

15 Im Jahr 2023 haben wir die Berechnung der Scope-3-Emissionen in den Kategorien 3.1 und 3.12 aufgrund einer erhöhten Verfügbarkeit von Primär- und Sekundärdaten geändert. Dies führte zu keinen wesentlichen Änderungen in den Ergebnissen. Mehr zur Berechnungsmethodik unter basf.com/CO2-bilanz.

16 Die Datenbankwerte unterliegen einem jährlichen Update. Signifikante Änderungen dieser Werte spiegeln sich entsprechend in unseren Berechnungen wider.

17 BASF-Geschäft ohne Öl-und-Gas-Geschäfte

CO2-Fußabdruck unserer Produkte

Um die Transparenz über unsere produktspezifischen Treibhaus­gasemissionen zu erhöhen, haben wir 2020 eine digitale Lösung entwickelt und damit die CO2-Fußabdrücke von rund 45.000 Verkaufsprodukten ermittelt. Diese Product Carbon Footprints (PCFs) umfassen alle Treibhausgas­emissionen von der Rohstoff­erschließung bis zum fertigen Produkt, das die Werkstore verlässt („cradle-to-gate“). Die PCFs liefern uns wichtige Informationen zur Bewertung der Klimaauswirkungen unserer Produkte und Hinweise für die Umsetzung von Minderungsmaßnahmen. So können unsere Kunden von einem verringerten CO2-Ausstoß in der Wertschöpfungskette profitieren.

Im Jahr 2023 konnten wir unser Produktportfolio mit einem zertifiziert reduzierten CO2-Fußabdruck weiter ausbauen, etwa bei techn­ischen Kunststoffen. Einige unserer Produkte, darunter die Zwischen­produkte Neopentylglykol und Propionsäure, die Isocyanate MDI und Lupranat® sowie das Aminoharz Kaurit® und der Klebrohstoff acResin®, bieten wir bereits mit einem CO2-Fußabdruck von netto-null an. Möglich werden die verringerten PCFs primär durch die Substitution von fossilen Rohstoffen. So verwenden wir für die Herstellung der LowPCF- und ZeroPCF-Produkte zum einen Strom aus erneuerbaren Quellen, zum anderen setzen wir anteilig oder vollständig nachwachsende, abfallbasierte oder recycelte Rohstoffe ein. Hierzu zählen etwa Rizinusöl, Bio­methan oder Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen. Diese alternativen Rohstoffe verfügen oftmals im Vergleich zu fossilen Rohstoffen über eine bessere CO2-Bilanz. Die Zuordnung der alternativen Rohstoffe zum End­produkt erfolgt über das Massenbilanz-Prinzip.

Die von uns entwickelte digitale Methode zur PCF-Berechnung entspricht den allgemeinen Standards für Lebenszyklus-Analysen wie ISO 14040, ISO 14044 und ISO 14067 sowie dem Greenhouse-Gas-Protocol-Product-Standard. Im Jahr 2023 haben wir die Zertifizierung des TÜV Rheinland erhalten, die bestätigt, dass unsere Berechnungsmethode und Berichterstattung vollständig den Anforderungen von Together for Sustainability (TfS) entsprechen. Unseren automatisierten Ansatz des PCF-Berechnungssystems stellen wir interessierten Industrieakteuren über Partnerschaften zur Verfügung. Gleichzeitig bringen wir uns in verschiedene Initiativen ein, um die Transparenz, Harmonisierung und Standardisierung branchenweit voranzutreiben. Dies erfolgt ebenfalls im Rahmen von TfS, wo wir uns an der Erstellung eines Leitfadens zur einheitlichen Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Produkten in der chemischen Industrie beteiligen. Hierdurch können die Klimaauswirkungen von Produkten auf Basis einer standardisierten Vorgehensweise direkt verglichen und bewertet werden. Eine digitale Lösung zum Austausch von PCF-Daten zwischen Unternehmen befindet sich in der Pilotierung und soll 2024 implementiert werden.

Die Harmonisierung der Ansätze zur PCF-Berechnung ermöglicht uns eine verbesserte Steuerung der Treibhausgasemissionen, die bei der Gewinnung von Rohstoffen oder der Herstellung von Vor­produkten entstehen.

Treibhausgasemissionen der BASF-Gruppe nach Greenhouse Gas Protocol a (Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

BASF-Geschäft

2023

2022

2018 (Basisjahr)

Scope 1 b

 

 

 

CO2 (Kohlendioxid)

14,345

15,434

17,025

N2O (Lachgas)

0,239

0,348 c

0,677

CH4 (Methan)

0,025

0,025

0,027

HFC (Fluorkohlenwasserstoffe)

0,026

0,035 c

0,091

SF6 (Schwefelhexafluorid)

0

0,001

0

Scope 2 d

 

 

 

CO2

2,289

2,547 c

4,067

Summe

16,924

18,390 c

21,887

Kompensation

0

0

0

Summe nach Kompensation

16,924

18,390 c

21,887

Verkauf von Energie an Dritte (Scope 1) e

 

 

 

CO2

0,927

0,759

0,773

Summe

17,851

19,149 c

22,660

Einsatz von Biomasse f

 

 

 

CO2

0,112

0,084

n.a.

a

BASF berichtet direkte und indirekte Emissionen aus dem Zukauf von Energie getrennt. Scope-1-Emissionen erfassen sowohl direkte Emissionen aus der Produktion und aus der Erzeugung von Strom und Dampf als auch direkte Emissionen aus der Erzeugung von Strom und Dampf für den Verkauf. Unter Scope-2-Emissionen fallen indirekte Emissionen aus dem Zukauf von Energie für den Eigenbedarf.

b

Die Emissionen von N2O, CH4 und HFC wurden mithilfe des globalen Erwärmungspotenzials (Global Warming Potential, GWP-Faktor) auf CO2-Emissionen umgerechnet. GWP-Faktoren basieren auf dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) 2007, Errata-Tabelle 2012 für das Berichtsjahr 2018, sowie IPCC 2014 für das Berichtsjahr 2022. HFC (Fluorkohlenwasserstoffe) werden berechnet mit GWP-Faktoren ihrer individuellen Komponenten.

c

Der Vergleichswert für das Jahr 2022 wurde aufgrund von Datenaktualisierungen angepasst.

d

Marktbasierter Ansatz. Gemäß standortbasiertem Ansatz lagen die Scope-2-Emissionen 2022 bei 3,588 Millionen Tonnen CO2 und 2023 bei 3,317 Millionen Tonnen CO2.

e

Beinhaltet auch Verkauf an BASF-Gruppengesellschaften. Dadurch werden unter Scope 2 berichtete Emissionen teilweise noch einmal berücksichtigt.

f

Die Emissionen werden gemäß Greenhouse-Gas-Protocol-Standard außerhalb von Scope 1 und Scope 2 ausgewiesen.

CO2-Äquivalente
CO2-Äquivalente (CO2e) sind eine Berechnungsgröße für den Einfluss von Treibhausgasemissionen auf den Treibhauseffekt. Ein Faktor (Global Warming Potential) gibt die Treibhauswirkung der einzelnen Gase verglichen mit CO2 als Referenzgröße an.
Steamcracker
Steamcracker sind Anlagen, in denen mithilfe von Dampf (Englisch: steam) Naphtha (Rohbenzin) oder Erdgas aufgespaltet (Englisch: to crack) wird. Die entstehenden Petrochemikalien sind Ausgangsprodukte für die Herstellung eines Großteils der Erzeugnisse von BASF.
Wertschöpfungskette
Als Wertschöpfungskette wird die Aufeinanderfolge von Veredlungsschritten im Produktionsprozess bezeichnet, angefangen bei den Rohstoffen über verschiedene Zwischenstufen wie Transport und Produktion bis zum fertigen Endprodukt.

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